Lieber Adlerfreund
Ein ganz heisser und in vieler Hinsicht spezieller Sommer geht langsam dem Herbst entgegen. Oft sah es bedrohlich nach Dürre aus aber im letzten Zwick kam jeweils ein Gewitter oder ein lokaler Schauer und rettete Wiesen und Weiden vor dem drohenden Verbrennen. So sind die meisten Scheunen voll von Heu bester Qualität und die Tiere geniessen die letzten Wochen auf der Alp.
Und jetzt, wo der grosse Regen alles Versäumte aufzuholen versucht, nutze ich die Gelegenheit, einmal bei meinen kleinen Fliegerkollegen, den Bienen vorbeizuschauen. Die hatten nämlich kaum einmal Zeit für einen Austausch mit mir, so beschäftigt, wie sie waren.
So frage ich, weshalb ich in den bunten Bergwiesen zwar ein vielstimmiges Summen vernehmen, aber bei genauem Nachsehen kaum einmal Honigbienen finden konnte. Meistens turnten fette Hummeln auf den Blumenköpfen herum. Unter verschmitztem Lachen bekomme ich zur Antwort, wir bevorzugen Massentrachten, wie Löwenzahn und blühende Bäume, wie Weiden, Faulbäume, Vogelbeer- und Mehlbeerbäume, den Bergahorn Alpenrosen oder Himbeerstauden und zwischendurch auch einmal fein duftende Thymianpolster und Weissklee. Unsere Spezialität ist ein würziger, geschmacksspezifischer Honig, ein ganz spezieller, der Umgebung eigener eben. Solitärbienen, wie Hummeln mögen da andere Vorlieben haben. Aber davon verstehst du Fleischfresser wenig, bis nichts, auch wenn du deinen Schnabel in alles Mögliche zu stecken scheinst. Nur so viel sei dir noch verraten, viele Menschen beklagen das Insektensterben, missachten aber, die übergrosse Dichte an Bienenvölkern hierzulande. Ein Widerspruch gewissermassen, der sich aber in der Bedrohung durch Krankheiten und Schädlingsdruck, wie die Varroamilbe äussert. Lieber Adler, so weitgereist und mit scharfem Blick ausgerüstet wie du bist, solltest du die Zusammenhänge erkennen und besser deuten können, als die säugenden Zweibeiner oder besser gesagt, die Gewinn süchtigen Wirtschaftsgläubigen. Auch Schädlinge und sind es die übelsten Schmarotzer, haben ihre Aufgaben im grossen Kreislauf der Ökologie. Meist sind dies Auswüchse und Fehlentwicklungen zu korrigieren und das gestörte Gleichgewicht wieder herzustellen. Hüte dich aber, solche Weisheiten unkontrolliert zu verbreiten. Mancher Imker würde das womöglich nicht verstehen und von sich weisen. Die vielen scheinbaren Hilfestellungen, Schutzkonzepte Zuchtleistungen oder Säurebehandlungen bis hin zu Chemieeinsätzen sind jedoch nur Feigenblätter, die über grössere Missstände, wie Abnahme der Biodiversität, Industrialisierung der Landwirtschaft mit Monokulturen und Gifteinsatz aufgrund unersättlichen Gewinnstrebens hinwegtäuschen.
So lieber Adler das sei gedacht als Gedankenfutter für trübe Regentage, wie jetzt Ende August wo kein Flugwetter ist aber Zeit für Verdauung von Gedanken über grössere Zusammenhänge und wenn du Plapperi das den PGP Kunden weitererzählst, uns kanns recht sein.