Gedanken zur Zukunft am WAF

Liebe Adlerfreunde

Vor fast genau einem Jahr habe ich euch von einem eindrücklichen, einmaligen Anlass der Vögel berichtet, vom weltweit alternativen Vogel Forum WAVF. Wir Adler haben uns darin besonders wohl und verstanden gefühlt und uns deshalb für eine Fortsetzung stark gemacht. So gibt es nun ein alljährliches Welt Adler Forum, ein WAF oder englisch World Eagle Forum WEF, was aber zu schnell mit dem in Davos verwechselt werden könnte, was wir auf gar keinen Fall wollen. Wir sind ja weder obszön reich, noch korrupt, noch machtbesessen und beschützen muss uns auch niemand. Wir fliegen sogar selbst hin und erst noch klimaneutral.

An ebendiesem WAF gab es eine umfangreiche Traktandenliste mit vielen Vorträgen. Darunter einer über die erneute Wahl von Trump und die kulturelle Entwicklung im Berggebiet. Ein Adler aus den Rocky Mountains hielt ein alarmierendes Referat zur Entwicklung in seiner Heimat. Das Gerangel um Bodenbesitz will seit der Eroberung Amerikas durch die Weissen kein Ende nehmen. Wo einst Bisonherden weideten, grasen heute Rinder weisser Rancher. Aber auch ihnen droht das Schicksal, von ihrem Land vertrieben zu werden. Was vormals Goldgräber und Siedler taten, machen heute die Bergbauindustrie und unzählige wohlhabende Stadtflüchtige, die von der bezaubernden Schönheit jener Landschaft angetan sind, ihren gut bezahlten Geschäften im Homeoffice nachgehen und in masslos überteuerten Einfamilien-Elementbauhäusern wohnen, bedient und versorgt von Menschen, die sich dort keine Häuser leisten können und wie Fahrende in Wohnwagen leben. Das Land ist zwar rechtlich aufgeteilt in Reservate, Naturpärke und Weideland, aber der Druck durch Bergbauindustrie und Siedler wird immer grösser. Leicht zu erahnen, wie es weitergeht (je Trump desto plump).

Hierzulande ist es kaum anders, bestätigte ich ihm, in meinem Vortrag, auch wenn die Dimensionen im Alpenraum nicht amerikanisch sind und es vordergründig keine Eindringlinge in eine fremde Kultur gab. Der Kulturwandel vollzog sich hier versteckt, jedoch nicht weniger tiefgreifend. Hierzulande ist es nicht der Bergbau, dafür Energiewirtschaft und Massentourismus, die es nach immer mehr Land und Profit gelüstet. Oder wie lassen sich Preise für baufällige Maiensässhütten in Millionenhöhe und zahllose Zweitwohnungen erklären, eine Kalte-Betten-Kultur, gigantische Kosten im Wintertourismus für Energie, Sicherheit und Mobilität, während Einheimische und billige Arbeitskräfte kaum noch bezahlbaren Wohnraum finden und zu Tieflöhnen den Apparat am Laufen halten? Hiesse der Schlüssel zu einer nachhaltigen Zukunft nicht viel eher Suffizienz, Genügsamkeit, Bescheidenheit, Selbstversorgung, kurz Subsistenzwirtschaft? Oder wartet die Bergbevölkerung neuerdings auf milliardenschwere Investoren im Format von Samih Sawiris (Stichwort «Urlaubszentrum Andermatt», auf amerikanische Wirtschaftsmodelle im Zuschnitt der Rocky Mountains oder der Vorstellungen so mancher WEF-Teilnehmer?

Nein, meine, am WAF vorgestellte Zukunftsperspektive ist eine andere, eine nicht Wachstumsorientierte, eine, bei der es kaum Verlierer gibt und keine Gewinnler braucht. Noch vor nicht einmal hundert Jahren war eine animistische (Anima=Seele) Denkweise bei Bergbewohnern verbreitet, was durch vielfältige Sagen belegt ist. Vieles daraus hielt materialistischem Denken seit der Aufklärung und obligatorischer Schulbildung technischem Fortschritt und Unternehmertum stand. Animistisches Denken ist in der indigenen Kultur noch viel stärker ausgeprägt. Da ist alles beseelt und vieles heilig, Mutter Erde, Tiere, Pflanzen, Berge, Steine… und der Mensch ist Teil davon, weder Beherrscher noch Ausbeuter. Das wäre doch ein vielversprechender, kulturbildender Denkansatz in der heutigen Zeit!

Übrigens seid ihr gar nicht so weit davon entfernt, wenn ihr von eurem Handy sagt, es hätte den Geist aufgegeben oder der Akku wäre tot, dem Motor wäre der Schnauf ausgegangen oder man müsse einen alten Gegenstand wiederbeleben. Denkt daran, wenn der Frühling erwacht, an die Farben, die Düfte, die Klänge, die Lichtspiele, die Stimmungen im Wald, am See, in den Wolken. 

Euer Adler

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