Lieber Adlerfreund
Das haut dem Fass den Boden aus. Das Gerangel um Macht und Manipulation nimmt stetig zu. Fake Information ist offenbar legitim. Da geht doch wirklich nichts über den sprichwörtlich scharfen Adlerblick und die alles überschauende Vogelperspektive!
Was ich dir heute erzähle, braucht zwei ganz scharfe Augen, denn erstens geht es um Manipulationen am Erbgut und zweitens um zukünftige Auswirkungen daraus auf die Umwelt, auf Pflanzen, auf Tiere also auch auf eure Nahrungsmittel.
Wie ihr wisst, besteht bis Ende 2025 ein Gentechmoratorium in der Schweiz, das die Freisetzung gentechnisch veränderter Organismen verbietet. Weltweit wird die Pflanzenzucht weitgehend von 4 Konzernen, die gleichzeitig auch Pflanzenschutzmittel herstellen, beherrscht. Diese haben zusammen mit der Forschung neue Methoden in der Gentechnik entwickelt. Sie werden als Neue Gen Technik NGT bezeichnet. Darunter fällt die Crispr/Cas Methode. In Biochemischen Prozessen werden dabei in der DNA einer Pflanzen-/Tierart Informationen gelöscht oder neue eingebaut. Mit anderen Worten werden gezielt Mutationen hervorgerufen. Neu dabei ist, dass es keine Art fremden Gene sind, die eingepflanzt werden. Crispr/Cas, so wird argumentiert, sei daher keine Genmanipulation und werde viele aktuelle Probleme lösen helfen, wie die Bildung Trockenheit resistenter Pflanzen in Folge des Klimawandels, Krankheitsresistenz damit der Pestizideinsatz verringert werden könne und höhere Erträge, im Kampf gegen den Welthunger. Gegen diese Ziele ist nichts einzuwenden. Nur schafft man das ohne riskante Umwege durch mehr Gerechtigkeit, weniger Kriege und weniger Lebensmittelverschwendung und erst noch zeitnah. Was zudem verschwiegen wird, ist das Ziel einer industriellen Nahrungsmittelproduktion mit patentiertem Saatgut und die Toleranz der veränderten Pflanze auf bestimmte Pestizide, also pure Abhängigkeit. Klima bedingte Trockenheitsresistenz oder Krankheitsresistenz sind zwar erstrebenswerte Ziele, nur sind die Verfahren dahin viel komplexer und allfällig errungene Resistenzen werden bald wieder durchbrochen.
Die wahrscheinlichste Strategie der Saatgut Multis wird sein, NGT nicht als Genmanipulation darzustellen und damit dem Gentech Verbot zu entziehen. So wird argumentiert, es würden keine Art fremden Organismen eingeschleust und die verursachte Mutation hätte auf natürlichem Weg auch eintreten können. Laut heutigem Gentechnikgesetz sind gentechnisch veränderte Organismen (GVO) «Organismen, deren genetisches Material so verändert worden ist, wie dies unter natürlichen Bedingungen durch Kreuzen oder natürliche Rekombination nicht vorkommt». Die Folge wäre, dass heutige Gegner der Genmanipulation wie der Schweizer Bauernverband ohne Gesichtsverlust dem damalig unterstützten Gentech Moratorium den Rücken kehren könnten, das Verursacherprinzip aufgehoben würde und falls Bio Suisse an der Gentech Freiheit festhalten wollte, alle Produkte in dieser Hinsicht analysieren müsste, denn bei einmal freigesetzten Organismen muss auch mit einer nicht gezielten Vermehrung und wilden Durchmischung gerechnet werden, herkömmliche Pflanzenzucht ohne das Risiko einer Verunreinigung mit GVO wäre kaum mehr möglich.
Wer nun argumentiert, das sei nur Vogelgeschrei und der Adler habe zwar scharfe Augen aber nur ein kleines Hirn, dem rate ich, sich den Namen Angelika Hilbeck zu merken. Sie ist Wissenschafterin und ETH-Professorin. Vorträge von ihr zu NGT sind auch auf dem Internet verfügbar.
Also dann, bleibt dran! Wir werden sehen, ob mein Blick in die Zukunft etwas taugt oder alles Kaffeesatzlesen ist.
Euer Adler